Neuer Schwung für einen alten Waldgarten

Alte Bäume im Garten erzählen Geschichten, strahlen Ruhe und Kraft aus, spenden Schatten und bieten Lebensraum für Insekten und Vögel. Für eine junge Familie aus Bergisch Gladbach war ein alter Baumbestand sogar das ausschlaggebende Argument beim Hauskauf. Bei der Umsetzung des neuen Gartenkonzepts mussten die Garten- und Landschaftsbauer von Sieg+Partner aus Wermelskirchen allerdings besondere Vorsicht an den Tag legen, um das flachwurzelige Systeme der prächtigen Buchen nicht zu beschädigen.

„Man sieht bei Bäumen oft nur den Bereich oberhalb des Bodens, Stamm und Krone. Doch der Wurzelbereich ist es, der den Baum mit Wasser und Nährstoffen versorgt“, so Markus Theß, Dipl.-Ing. Landschaftsbau und Geschäftsführer von Sieg+Partner. „Fahren Bagger über das empfindliche Wurzelwerk und verdichten den Boden, können die Bäume massiv geschädigt werden. Die Schädigung wirkt sich nicht von heute auf morgen aus, sondern innerhalb von drei bis fünf Jahren. Dann sterben die Bäume aber komplett ab.“ Vor diesem Hintergrund haben die Landschaftsgärtner das Gelände äußerst schonend bearbeitet und viele Tätigkeiten mit Muskelkraft erledigt.

Die Anstrengung hat sich gelohnt: Nicht nur die Gartenbesitzer sind überglücklich, gerade erst wurde der Garten mit dem nrw.landschaftsarchitektur.preis 2024 ausgezeichnet, in dessen Jury auch der GaLaBau-Verband NRW sitzt.

Der Wert alter Bäume

Je älter Bäume sind, umso größer ist ihr Wert für Mensch und Natur. Alte Bäume ...

  • speichern große Mengen an Kohlenstoffen.
  • sind widerstandsfähiger gegenüber Klimaeinflüssen.
  • senken die Lufttemperatur durch ihre hohe Verdunstung und die stärkere Verschattung.
  • bieten eine hohe Aufenthaltsqualität. 

Der Naturschutzbund NABU hat ausgerechnet, dass eine 100 Jahre alte Buche nur durch 2.000 junge Bäume mit einem Kronenvolumen von jeweils einem Kubikmeter (1 x 1 x 1 Meter) zu ersetzen wäre.

Weiche Formen sorgen für Dynamik

So begeistert die frisch gebackenen Hausbesitzer von der waldartigen Situation in ihrem Garten auch waren, so wenig familienfreundlich präsentierte er sich. Mit der Umgestaltung betraute die Familie Landschaftsarchitektin Brigitte Röde aus Köln: „Tatsächlich stand der alte Baumbestand auf einer eher reizlosen, lückigen Rasenfläche, die insgesamt sehr statisch wirkte – ganz im Gegensatz zu der aktiven, fröhlichen Familie.“ Den Reiz des neuen Gartens, an den die Familie hohe optische Ansprüche stellte, machen heute die natürlichen Formen aus, die für Dynamik sorgen. Dazu gehören insbesondere die rund geschnittene Terrasse, die sich zum Garten hin öffnet, und die sanft geschwungenen Wege. Die Platten sind aus Naturstein: Der offenporige Lavabasalt kommt aus der Region, die Transportwege waren kurz. Das Schneiden der Rundungen stellte höchste Ansprüche an die handwerklichen Fähigkeiten der Landschaftsgärtner.

„Damit sich die Familie auch während der Arbeiten in ihrem Zuhause noch wohl fühlte und nicht wie ein Gast, haben wir sehr zurückhaltend gebaut. Ordnung und Sauberkeit der Baustelle haben da natürlich höchste Priorität.
Markus Theß, Sieg+Partner

Grüner Garten mit einzelnen Blühaspekten

Die Bepflanzung des durchwurzelten Gartens mit seinen ausgedehnten Schattenbereichen ergänzte die Gartenarchitektin so, dass ein Garten mit vielen unterschiedlichen Grüntönen entstand, die Hintergrund für einzelne Blühaspekte geben: So sind im Garten nur eine Handvoll Hortensien verteilt, die aber während der Blüte den Ton angeben und optisch prägend sind. Heimische Waldstauden wie Waldmeister, Bärlauch, Nieswurz oder Buschwindröschen schlagen früh aus und blühen bereits, bevor die hohen Buchen den Garten verschatten. Farne und Waldgräser gedeihen später auch unter dem dichten Blätterschirm. Das Pflanzkonzept sorgt für ein ökologisches Gleichgewicht, denn Pflanzen unterstützen sich gegenseitig. Passen sie nicht zusammen, dann kümmern sie und sind anfälliger für Krankheiten.

Bei der Vorbereitung der aufwändigen Staudenbeete legten die Landschaftsgärtner einmal mehr viel Herzblut an den Tag: Der Boden wurde sorgfältig vorbereitet, die Pflanzen akkurat ausgestellt und „mit Liebe“ eingepflanzt, so Landschaftsgärtner Markus Theß: „Man merkt einfach, dass die Pflanzen bei einer solch präzisen Ausführung besser gedeihen.“

Nachhaltigkeit ausgezeichnet

Die Jury des nrw.landschaftsarchitektur.preis zeichnete den von Brigitte Röde und ihrem Team geplanten Garten nicht zuletzt auch aufgrund der Nachhaltigkeit der Neugestaltung aus – zum einen aufgrund der natürlichen und langlebigen Materialien, die verwendet wurden, zum anderen, weil durch die Neu-Modellierung des Geländes die Bewässerung weitestgehend minimiert werden konnte. Der Garten wurde geschickt so modelliert, dass das Niveau zu den Grenzen leicht ansteigt und das gesamte Regenwasser in die Pflanzbereiche geleitet wird.

„Als Landschaftsgärtner freut es mich natürlich, wenn Gartenbesitzerinnen und -besitzer in die Pflege ihres Gartens investieren. Dieser Garten wird beispielsweise durch ecoverde, eine Tochtergesellschaft des Unternehmens, in der auch Menschen mit Behinderungen arbeiten, gepflegt.“
Markus Theß, Sieg+Partner

Fotos: Ferdinand Graf von Luckner