Aus dem Dornröschenschlaf geweckt

Verwilderte Böschungen, eine Bepflanzung aus den 1980er-Jahren, eine Terrasse mit Waschbetonplatten: Einen solchen Garten konnte Landschaftsgärtner und „Gärtner von Eden“ Oliver Ochsenfarth aus Schalksmühle aus dem Dornröschenschlaf wecken – und in eine zeitgemäße Gartenlandschaft mit verschiedenen Räumen und Perspektiven verwandeln.

Das Konzept

Als das Haus den Besitzer gewechselt hatte, schätzten die neuen Eigentümer zwar den Sichtschutz, den der eingewachsene Garten mit seinen meterhohen, meist immergrünen Bäumen zu den Nachbarn ringsum bot. Doch die große Rasenfläche erschien ihnen reizlos, die Bepflanzung zufällig und trist. Oliver Ochsenfarth entwickelte darauf ein Konzept, das den Garten neu gliedert: Er übertrug dabei die Formensprache des architektonischen Hauses mit formell angelegten Beeten auf den Garten und überspielte die formale Struktur mit einer üppigen, bienenfreundlichen und selbst im Herbst noch blühfreudigen Bepflanzung, die überdies sehr pflegeleicht ist.

Die Bepflanzung

500 Quadratmeter misst der Garten im Sauerland, doch er ist unregelmäßig geschnitten. Viel Fläche beanspruchen Böschungen neben dem Haus und am hinteren Ende des Gartens, zu den Nachbarn hin. Die dort vorhandenen großen, immergrünen Bäume wurden sämtlich erhalten, weil sie Sichtschutz bieten. „Zeder, Kanadische Hemlocktonne, Kiefer und Thuja sind sicherlich keine Bäume, die wir als Landschaftsgärtner heute noch auf dem Zettel haben“, sagt Oliver Ochsenfarth. „Aber wenn sie in einem Garten eine Funktion übernehmen, dann haben sie auch eine Berechtigung.“

Die Gärtner von Eden schlugen zunächst eine Schneise durch die verwilderte Bepflanzung, dünnten sie aus und ergänzten für den halbschattigen Bereich geeignete Pflanzen mit Blühaspekten. Die weißblühenden Rispenhortensien entwickeln sich prächtig. Im Vordergrund wachsen Purpurglöckchen und Storchschnabel um die Wette (rechts). Eine Traumkombination sind auch die Herbstanemone mit ihren hoch aufregenden filigranen Blüten und die intensiv duftende, weiße Bergminze (links).

Die Gärtner von Eden schlugen zunächst eine Schneise durch die verwilderte Bepflanzung, dünnten sie aus und ergänzten für den halbschattigen Bereich geeignete Pflanzen mit Blühaspekten. Die weißblühenden Rispenhortensien entwickeln sich prächtig. Im Vordergrund wachsen Purpurglöckchen und Storchschnabel um die Wette (rechts). Eine Traumkombination sind auch die Herbstanemone mit ihren hoch aufregenden filigranen Blüten und die intensiv duftende, weiße Bergminze (links).

Die Bepflanzung folgt dabei Ochsenfarths Ansatz, die Bewässerung grundsätzlich zu minimieren: Die Stauden und Gehölze sollen – nach der Anwachsphase – mit dem vorhandenen Wasser auskommen. Auf eine Bewässerung der Beete konnte daher verzichtet werden. Eine Beleuchtung hingegen ist für den Landschaftsgärtner ein wichtiger Wohlfühlfaktor, allerdings dosiert: So werden hier gezielt die großen Bäume angestrahlt, die Pflanzinseln und das Wasserspiel in Szene gesetzt.

Die Gartenräume

Die vorherige Terrasse im Souterrain des Hauses mit direktem Gartenzugang wurde vergrößert und mit neuen Versprüngen versehen, die Raum für die Pflanzinseln boten. Die neuen großformatigen, grau-melierten Platten bringen mit ihrer Quarzit-Optik – neben der Bepflanzung – Natürlichkeit in den Garten. Die Oberfläche changiert je nach Lichteinfall. Die Platten messen 40 mal 80 Zentimeter. Eibenhecken säumen die Terrasse und unterstreichen den Charakter eines geschützten Raums.

Ein Wasserspiel darf heute in keinem Garten mehr fehlen: Oliver Ochsenfarth platzierte hier eine schlichte Kugel aus Edelstahl, deren glänzende Oberfläche das Licht und die Farben des Gartens einfängt, direkt an der Terrasse, umspielt von Lavendel, Bergminze und Chinaschilf in einer der neuen Pflanzinseln. Das Wasser, das über die Oberfläche der Kugel fließt, erzeugt sanfte Bewegungen und Reflexionen. Die schlichte, moderne Form und auch das Material fügen sich harmonisch in verschiedene Gartengestaltungen ein – von minimalistisch bis klassisch.

Der seitliche Bereich am Haus wurde umfassend überarbeitet, ein moderner Holzzaun mit Rhombusleisten gebaut. Drei Hainbuchen, im Spalier gezogen, schaffen Sichtschutz in der Höhe. Die Beete darunter sind üppig mit Hortensien bepflanzt, die vom Frühjahr bis in den Herbst Farbe in den Garten bringen. Gräser geben den Beeten eine besondere Leichtigkeit. Eine kleine Sitzecke lädt dazu ein, den Garten aus einer neuen Perspektive, mit Blick auf das Haus, zu entdecken. Grundlage für die Gestaltung sind Gabionen, die Abdeckung aus Holz korrespondiert optisch mit dem Rhombuszaun.

Die Rasenfläche

Der Rasen wurde abschließend neu angelegt – eine Notwendigkeit nach den umfangreichen Bauarbeiten. Dabei verlegten die Landschaftsgärtner durchgehend Rollrasen. Auch ein Mähroboter wurde installiert. „Mähroboter sind ja durchaus nicht unumstritten, weil die dauerhafte Nutzung monotone Rasenflächen fördern kann, die wenig Lebensraum für Insekten und andere Kleintiere bieten“, sagt Oliver Ochsenfarth. „Generell sehe ich Rasen aber als Nutzfläche, auf der sich insbesondere auch Kinder austoben sollen. Eine abwechslungsreiche Bepflanzung tut letztlich mehr für die Biodiversität als der Rasen. Und tatsächlich darf auf der Rasenfläche in diesem Garten auch Klee wachsen.“