Ein Loungegarten für die ganze Familie

Geradlinig und pflegeleicht, aber auch wild und ökologisch: Eine Familie aus Burscheid im Bergischen Land hatte viele Ideen für einen ganz besonderen, entspannten Garten, in dem auch ein Pool Platz finden sollte. Landschaftsgärtner Heiko Lüttge gab den Vorstellungen Raum und Rahmen.

Die Fotos des Gartens, eingefangen an einem sonnigen Sommertag, täuschen: Normalerweise tobt rund um den Pool das Leben einer fünfköpfigen Familie. Der Blick auf das elegante und doch familienfreundliche Ensemble mit Pool, Sonnenterrassen und überdachtem Sitzplatz mit Chalet-Charakter lässt zudem kaum vermuten, dass man sich hier mitten auf dem Land befindet: 4.000 Quadratmeter misst der komplette Garten der Familie. Er teilt sich auf in eine Fläche mit Terrasse, Gemüsebeeten und Ställen für Enten und Ziegen hinter dem Haus und eine Fläche vor dem Haus, die von der Straße nicht einsehbar ist. Diesen Bereich verwandelte Heiko Lüttge, Inhaber und Geschäftsführer von Gartenplan Esken & Hindrichs, mit seinem Team innerhalb weniger Wochen in einen Loungegarten mit mediterranem Flair, der gleichwohl ins Bergische Land passt.

Der Entwurf für den Garten verlangte der Familie durchaus einiges an Fantasie ab. Denn dort, wo sich der neue Gartenbereich erstrecken sollte, türmte sich vorher „wildes Land“ auf. Das Bodenniveau lag rund zwei Meter über dem Hauseingang. Genutzt wurde die Fläche lediglich von den größeren Kindern der Familie: Sie kletterten die steile Böschung hinauf, um auf dem Plateau Fußball zu spielen. Als hilfreich bei der Visualisierung der neuen Gestaltung erwiesen sich daher colorierte Illustrationen, die der Gartenexperte neben obligatorischen Gartenplan anfertigte.

Der Pool. Viele Menschen träumen von einem Pool im Garten, legen aber auch – wie die Familie aus Burscheid – Wert auf Nachhaltigkeit. „Natürlich ist ein Pool immer ein Eingriff in die Natur“, sagt Heiko Lüttge, „aber es gibt heute viele Möglichkeiten, diesen Eingriff so klein wie möglich zu halten.“ So rät der Landschaftsgärtner, die Poolgröße auf die tatsächliche Nutzungssituation abzustimmen. Denn: Die wenigsten Menschen ziehen im Gartenpool lange Bahnen, sondern genießen vielmehr das kühle Nass meist in Beckenrandnähe. Dort ist das Getränk abgestellt, von dort aus wird mit Familie und Freunden auf der Terrasse kommuniziert. Eine Poolgröße von sechs mal drei Metern – statt der „klassischen“ zwölf mal fünf Meter – reicht dafür völlig aus. Wer tatsächlich schwimmen will, integriert eine Gegenstromanlage. 

Zudem kommt der Pool bei Heiko Lüttge ohne Chlor aus: Moderne Filteranlagen reinigen das Wasser biologisch, indem sie dem Wasser den (Algen-)Nährstoff Phosphat entziehen. Wichtig sind dem Gartenexperten außerdem eine gute Isolierung mit sogenanntem Schaumbeton, einem wärmedämmenden Leichtbeton, sowie eine Rollo-Abdeckung mit Polycarbonat-Lamellen. Diese wird idealerweise unterhalb der Wasseroberfläche im Pool montiert und komplett in einer Sitzbank versteckt. Ausgerollt und eingezogen wird sie per Knopfdruck. Zur umweltfreundlichen Beheizung des Pools bietet sich eine Luft-Wärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik an – eine Lösung, für die sich auch die Leichlinger Familie entschieden hat. „Letztlich entscheiden auch die Betriebszeiten darüber, wie umweltfreundlich ein Pool ist“, wirbt Heiko Lüttge für eine saisonale Inbetriebnahme.


„Gartengestaltung bedeutet für mich auch, Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten.“
Heiko Lüttge


Die Terrassen. Auf zwei Ebenen entstanden am Pool zwei Holzterrassen. Die Hauptterrasse ist leicht erhöht oberhalb einer Trockenmauer angelegt, die kleinere Terrasse wird von einer Trockenmauer eingefasst. Von der Hauptterrasse aus, die Platz für Loungemöbel, einen großen Gartenschirm und einen Strandkorb bietet, genießen die Gartenbesitzer einen grandiosen Panoramablick über die Poollandschaft. An beiden Seiten der Terrasse führen kleine Treppenanlagen zum Becken, eine davon zu dem zweiten, kleineren Sitzplatz direkt am Pool. Unter dem Holzdeck ist die Pooltechnik versteckt. Die zweite Treppe führt zu einem überdachten Sitzplatz. Für die Treppen sowie die Einfassung des Pools kam cremefarbenen Travertin, ein hochwertiger Naturstein, zum Einsatz. Die Trockenmauern aus beigem Ruhrsandstein erstellte das Team in traditioneller handwerklicher Technik. Die Materialien harmonieren perfekt miteinander und sorgen für das gewünschte mediterrane Flair.

Die Bepflanzung. Pflanzen sind für Landschaftsgärtner Heiko Lüttge das Wichtigste in jedem Garten: „Grün schafft Atmosphäre, durch Grün wird es wohnlich!“ Im Leichlinger Loungegarten dominieren im Poolbereich Pflanzen, wie sie typisch für die Mittelmeerregion sind, ergänzt um Pflanzen für sonnige Standorte. So sind die Mauerköpfe mit Lavendel, Wolfsmilch, Blauraute und Mädchenhaargras bepflanzt. Im großen Beet hinter der Hauptterrasse recken Wiesen-Phlox, Duftnessel und Sonnenhut ihre Blüten gen Himmel, während Storchschnabel und Kaukasus-Vergissmeinnicht den Boden mit einem Blütenteppich bedecken. Tropfengras sorgt für Transparenz und Leichtigkeit. Die bereits bestehende Grenzbepflanzung wurde durch zahlreiche neue Gehölze ergänzt, die nun eine insektenfreundliche Blütenhecke bilden. Heiko Lüttge: „Angesichts des Klimawandels und der damit verbundenen häufigeren Extremwettereignisse haben wir bei der Auswahl von Pflanzen für den heimischen Garten inzwischen natürlich auch einen Blick darauf, wie sich lange Trockenperioden und Starkregenfälle auswirken.“


„Ein Garten sollte nicht nur dem Menschen, sondern auch der Umwelt dienen: Durch eine insektenfreundliche Bepflanzung kann man einen Beitrag zur biologischen Vielfalt leisten, der auch das Auge erfreut.“
Heiko Lüttge


Die Berghütte. Überdachte Sitzplätze sind in Gärten heute ebenso wichtig wie Sonnenterrassen, denn unter der Überdachung sind die Terrassenmöbel samt Auflagen und Sitzkissen geschützt – auch bei einem Regenschauer. „So kann man den Garten zu jeder Zeit genießen, ohne erst einen Sitzplatz aufwendig herrichten zu müssen“, sagt Heiko Lüttge. Möglichkeiten für überdachte Sitzplätze gilt es viele – von der Pergola mit Lamellendach bis zum Gartenhaus. In Burscheid wurde der überdachte Sitzplatz an die Rückseite einer Garage gebaut, auf die man sonst vom Pool aus geblickt hätte. Die Gartenbesitzer hatten eine solche Berghütte im Urlaub entdeckt und konnten sie so nun „mit nach Hause nehmen“. Ein Schreiner aus dem Chiemgau, ein Kontakt der Gartenbesitzer, fertigte den Entwurf an und setzte ihn um. Der überdachte Sitzplatz wurde vollständig aus alten Hölzern gebaut wurde und nun einmal mehr den Urlaub ins Bergische bringt.


„Ein Sohn der Familie war so begeistert von dem Projekt, dass er inzwischen ein Schülerpraktikum in unserem Betrieb absolviert hat. Vielleicht haben wir hier nicht nur einen tollen Garten gestaltet, sondern auch den Grundstein für eine berufliche Entscheidung gelegt.“
Heiko Lüttge