Servus aus dem Alpengarten!

Wenn Hausbesitzer begeisterte Bergsteiger und leidenschaftliche Wintersportler sind, dann liegt die Idee nicht fern, den heimischen Garten entsprechend gestalten zu lassen. Im Fall eines Paares aus dem sauerländischen Schalksmühle war das Highlight des neuen grünen Wohnzimmers sogar schon vorhanden: eine Original-Gondel vom Hintertuxer Gletscher, den das Paar bei einem Händler erstanden und von einem Schreiner zu einer exklusiven Gartenlounge hatte umbauen lassen. Für Landschaftsgärtner Frank Egger von eggergärten aus Wuppertal war die Gestaltung des Gartens im Sauerland quasi ein Heimspiel: „Ich bin ein großer Fan des Naturraums Alpen und dort als Mitglied im Alpenverein immer wieder unterwegs“, sagt Egger. „Und auch wenn das Land der 1.000 Berge nicht so hoch liegt wie die Alpen: Die zum Wohnhaus mit alpenländischen Anleihen umgebaute ehemalige Scheune des Paares, seitlich ein schroffer Hang, der Blick ins Tal – zu diesem Standort passt ein Alpengarten einfach gut!“

Jenseits einer kitschigen Bergromantik entstand der Garten auf einer zuvor trostlosen Schotterfläche am Wohnhaus, zwischen einem viel genutzten öffentlichen Wanderweg und dem steil abfallenden Hang gelegen. Die Schotterfläche wurde schnell zur Inspirationsquelle für Frank Egger. Vor dem geistigen Auge des gelernten Gärtnermeisters entstand schon bei seinem ersten Besuch in Schalksmühle – im Frühjahr dieses Jahres – ein Zirbenwald, wie er in den Tuxer Alpen in Tirol und den Nockbergen in Kärnten vorkommt.

Die Pflanzenvielfalt ist in den Alpen höher als oberhalb der Baumgrenze hierzulande, entsprechend vielfältig ist auch die Bepflanzung im Alpengarten in Schalksmühle. Die Materialauswahl spiegelt das Karge der alpinen Landschaft wider.
Blick vom Lärchendeck auf das Haus zu einem neuen Zaun, hinter dem eine asphaltierte Straße liegt, die auch Wanderweg ist.

Die Bepflanzung

Die Zirbe, auch Zirbel- oder Zirbenkiefer genannt, steht eigentlich erst ab 1.500 Metern Höhe in den Alpen. Der Nadelbaum käme zwar auch hierzulande mit dem Klima zurecht, doch würde er in unseren heimischen Wäldern aufgrund seines langsamen Wachstums von anderen Bäumen verdrängt. Für den Garten in Schalksmühle ist das Gewächs jedoch optimal geeignet. Insgesamt sechs Zirben pflanzten Egger und sein Team. Dabei hatte der Landschaftsgärtner bei der Bestellung der Bäume auf krumme Exemplare bestanden: „Die Natur ist nun einmal nicht genormt. Viele Menschen denken heute zwar nur noch schwarz oder weiß – oder, wenn sie viel am Computer sitzen, in Nullen und Einsen. Aber im Garten, in der Natur, da herrschen andere Gesetze: Ein Garten ist Veränderung. Er ist perfekt, wenn er unperfekt ist.“

Mit Latschenkiefern und Blasenstrauch, Alpenrose und Heidelbeere, Sommerheide und Winterheide komplettierte Egger das kleine Waldstück im neuen Garten der Alpenfans: „Auf diese Landschaft könnte man jetzt genauso auch in Österreich treffen. Die Heidelbeere, die übrigens auch in den Wäldern des Sauerlands vorkommt, soll als Kissen unter den Zirben durchwachsen. Und die Alpenrose gedeiht, ganz natürlich, zwischen den Zirben.“

Direkt am Haus legte Frank Egger einen alpenländischen Bauerngarten an (rechts im Bild). Hier wurden Trollblume, Phlox und Pfingstrose gesetzt, die schon im nächsten Jahr die gesamte Fläche bedecken werden.

Der steile Hang seitlich des Gartens wurde mit einer weiteren alpinen Pflanze bepflanzt: der Kriechweide, die üblicherweise in Geröllfeldern ab 1.200 Metern wächst. Die Kriechweide eignet sich bestens zur Befestigung von Hängen und Böschungen. Sie ist wüchsig, wächst und vermehrt sich gut auf feuchtem Boden. Die Blütezeit liegt im April und Mai. Zur vorläufigen Absturzsicherung dient ein Staketenzaun.

Für einen Standort direkt am Haus sah Frank Egger Schwarzen Holunder vor, der – eine Besonderheit – auch schwarzes Laub trägt. In den Alpen wächst der Strauch sogar wild. Der Gärtnermeister: „Dort steht aber auch an jeder Hütte ein Holunder, in dem der Sage nach Frau Holle wohnt und das Haus vor Gewitter schützt.“


„Für einen schönen Garten braucht es Menschen, die verstehen, wie Natur funktioniert.“
Frank Egger


Materialien und Ausstattung

So alpin die Pflanzen, so alpin auch die Ausstattung des Gartens: Die vorhandene Gletscher-Gondel wurde so platziert, dass die Gartenbesitzer darin von hinten vor Blicken von Wanderern geschützt sind und nach vorne Richtung Tal schauen. Vor der Gondel entstand ein großzügiges Lärchendeck. Von dort führt ein Kiesweg zum Haus.

Die Abgrenzung zwischen der Straße und dem Garten erfolgte durch mehrere, bis zu zwei Tonnen schwere Felsbrocken aus Grauwacke, zwischen die Frank Egger einen Lattenzaun setzte. Die Gartenbesitzer hatten ursprünglich auch hier, wie am Hang, einen Staketenzaun vorgesehen. Zwischen den Felsen hätte der Zaun jedoch zu zierlich gewirkt. Frank Egger schlug stattdessen eine rustikale Variante vor: „Die Holzbretter habe ich bei den Bauherren in einem Materiallager vorgefunden – und fand es zu schade, sie nicht zu verwenden. Denn solche Materialien verleihen einem Garten doch erst seine Individualität.“

Freundliche Geste: Ein Schild am rustikalen Lattenzaun weist den Wanderern den Weg.

Der Alpengarten zum Anschauen

Frank Egger hat den Garten im Rahmen der ZDF-Reihe „Duell der Gartenprofis“ gestaltet. Die Sendung wurde am 7. Juli dieses Jahres ausgestrahlt und ist bis zum 7. Januar 2025 in der Mediathek des ZDF verfügbar. Hier geht es direkt zur Aufzeichnung (43 Minuten).

Fotos: eggergärten Wuppertal