Naturbasierte Lösungen auch in NRW: Für Wohlbefinden, Klima und Umwelt

Die EU definiert Nature Based Solutions (NBS) als kosteneffiziente Lösungen, die von der Natur inspiriert sind und ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile bieten, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken. Aufgrund ihrer Multifunktionalität und niedrigeren Kosten werden NBS zunehmend in EU-Gesetzen und -Verordnungen sowie in Bundes- und Landespolitik zur wirksamen Bekämpfung des Klimawandels und zur Anpassung eingesetzt. Josef Mennigmann, Präsident des VGL NRW, betont, dass viele empfohlene Anpassungsmaßnahmen auf landschaftsgärtnerische Expertise angewiesen sind. Besonders gefragt sind Flächenentsiegelung, Renaturierung, Stadt- und Gebäudebegrünung sowie die Schaffung von Retentionsflächen zum Schutz vor Starkregen.

Naturbasierte Lösungen auch in NRW: Für Wohlbefinden, Klima und Umwelt
Stadtgrün ist längst anerkannt als wertvolles Instrument für Städte, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen./GGP

Grün-blaue Stadtentwicklung

Das Stadtgrün ist längst anerkannt als wertvolles Instrument für Städte, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Für Neubaugebiete sind heute in NRW kommunale Vorgaben wie beispielsweise Dach- und Fassadenbegrünung, explizite Schottergarten-Verbote und Konzepte zur Regenwassernutzung weitgehend Standard. Die entscheidende Frage für effiziente gesamtstädtische Lösungen aber ist, wie es gelingt, in Bestandsquartieren eine funktionierende grün-blaue Infrastruktur nachträglich zu etablieren. Mennigmann: „Viele Kommunen in NRW haben sich Klimaschutz und Klimaanpassung ausdrücklich zum Ziel gesetzt. Immerhin hat NRW bereits 2021 das bundesweit erste Klimaschutzgesetz verabschiedet. Aber in der Umsetzung sind Städte und Gemeinden noch sehr unterschiedlich weit."

Nachhaltig und ... schön!

Mit der Anlage und Qualifizierung von öffentlichem Grün in Städten und Gemeinden werden immer auch Erwartungen an die ökologischen und sozialen Vorteile verknüpft. So sollen naturbasierte Lösungen auch die biologische Vielfalt unterstützen und zusätzlich weitere sogenannte Ökosystemdienstleistungen erfüllen. „Das geschieht beispielsweise mit der Anlage von siedlungsnahen Versickerungsmulden und Rigolen, die ganzjährig als Grünflächen nutzbar sind, dann aber vor allem bei Starkregenereignissen eine wichtige Schutzfunktion übernehmen", erläutert Markus Theß, Präsidiumsmitglied im VGL NRW. Regenwasser, das vor Ort in solchen Flächen versickert, entlastet die Kanalisation und dient der Grundwasserneubildung. Bei starken Regenfällen verhindert sie Überschwemmungen in Häusern, Kellern und Tiefgaragen. Das gespeicherte Wasser kann unter Umständen direkt zur Versorgung der umliegenden Grünflächen verwendet werden und spart somit wertvolles Trinkwasser und auch Arbeitszeit ein. „So werden Ressourcen gespart, die Umwelt geschont und gleichzeitig angenehme und von den Menschen gewünschte Außenbereiche im direkten Wohnumfeld geschaffen", ergänzt Theß. Auch die Aufenthaltsqualität von Innenstadtplätzen und Fußgängerzonen sei insbesondere in den Hitzewochen des Sommers direkt abhängig von der Begrünung: Schatten und Verdunstungskühle gelten als die wirksamsten Instrumente gegen die Aufheizung von Gehwegen und Plätzen. Auch die Außengastronomie habe dies längst erkannt und setze immer öfter bepflanzte Gefäße ein. Dort, wo es möglich ist, werden schattenspendende Bäume oder Hecken gepflanzt, so die Erfahrungen des VGL NRW.

Große Herausforderungen

Städte verbrauchen weltweit betrachtet mehr als 70 Prozent der Energie und Ressourcen. „Das gilt natürlich in hohem Maße für das bevölkerungsreiche und hochverdichtete NRW," betont Theß. „Unsere Städte tragen erheblich zum Klimawandel bei." Genau deshalb sei es so wichtig, dass Städte besser für die Folgen der Erderwärmung gerüstet werden müssen - durch mehr Grün- und Sickerflächen, energieeffiziente und nachhaltig errichtete Gebäude und auch durch umweltfreundlichere Verkehrssysteme. Mennigmann: „Für die Entwicklung einer blaugrünen Stadt müssen wir systemisch denken und über das Lokale hinaus. Gerade hier in der Metropole Ruhr gibt es dafür langjährige Erfahrungen, auf die wir als Branche aufbauen können. Dies zeigen auch die Vorbereitungen für die Internationale Gartenschau IGA 2027." Das dezentrale Großprojekt steht unter der Leitfrage: Wie wollen wir morgen leben? und will umweltbezogene Kernthemen zu Gärten, Umwelt, Klima und Energie begreifbar machen. Das temporäre Großereignis ist aber auch eine Leistungsschau des Gartenbaus.

Quelle: GPP

zurück