Vom Wert des Freiraums: Was Corona über das Grün in Städten und Gemeinden lehrt

Für einen Jahresrückblick auf 2020 ist es zwar zu früh, aber nach dem dritten Hitzesommer in Folge - 2018, 2019, 2020 - stellen sich aus gärtnerischer Sicht wesentlich erweiterte Aufgaben im öffentlichen und privaten Grün. Die Folgen des weltweiten Klimawandels sind deutlich erkennbar und zeigen sich in Wohngebieten mit einem hohen Versiegelungsgrad besonders nachhaltig: Anhaltende Trockenheit, Hitzetage und -nächte, andererseits Stürme und Starkregen - die Wetterextreme nehmen zu. Schon diese Tatsachen haben große Auswirkungen auf die Grüne Branche.

Vom Wert des Freiraums: Was Corona über das Grün in Städten und Gemeinden lehrt

Für einen Jahresrückblick auf 2020 ist es zwar zu früh, aber nach dem dritten Hitzesommer in Folge - 2018, 2019, 2020 - stellen sich aus gärtnerischer Sicht wesentlich erweiterte Aufgaben im öffentlichen und privaten Grün. Die Folgen des weltweiten Klimawandels sind deutlich erkennbar und zeigen sich in Wohngebieten mit einem hohen Versiegelungsgrad besonders nachhaltig: Anhaltende Trockenheit, Hitzetage und -nächte, andererseits Stürme und Starkregen - die Wetterextreme nehmen zu. Schon diese Tatsachen haben große Auswirkungen auf die Grüne Branche.

H. Christian Leonhards, Präsident des Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL) NRW) e.V., berichtet von den vielfachen Engagements des Verbandes und der Mitgliedsunternehmen, die schon seit vielen Jahren auf Investitionen in die grün-blaue Infrastruktur drängen: „Die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen stehen vor riesigen Herausforderungen. Sie müssen schnell Maßnahmen zur Klimaanpassung entwickeln und umsetzen und dabei spielen Grün- und Wasserflächen eine maßgebliche Rolle. Auf der anderen Seite zeigt sich aber auch, dass die vorhandenen Pflanzungen unter den Veränderungen infolge des Klimawandels stark zu leiden haben. Hier ist unsere Expertise in Beratung und Ausführung gefragt." So seien landesweit in den Kommunen neue Konzepte zu fordern, etwa klimaangepasste Sortimente bei Straßenbäumen, wasseraufnahmefähigere Oberflächen von Plätzen und Wegen sowie ein Ausbau der Dach- und Fassadenbegrünung.

Um kommunale Klimakonzepte erfolgreich und nachhaltig wirksam zu installieren, sei eine konzertierte Arbeitsweise notwendig, erläutert Leonhards an einem Beispiel. „Ein modernes Wassermanagement zielt darauf ab, Niederschlagswasser als Ressource zu nutzen, Gefahren durch Überflutungen zu mindern, Wasserflächen als Lebensräume für Tiere und Pflanzen sowie als Erholungsflächen zu gestalten und bei alledem die enorme Wirkung von Wasser zur Stadtklimatologie zu nutzen. Es ist an der Zeit, die Stadt als System zu erkennen und umzubauen."

Privaten und öffentlichen Freiraum qualifizieren

Die Corona-Pandemie mit den zeitweisen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit hat auch dazu geführt, dass die Menschen den Wert von Freiräumen neu schätzen gelernt haben. Insbesondere diejenigen, die keinen eigenen Garten zur Verfügung haben, sind auf öffentliche Parks und Gärten angewiesen. Leonhards: „Jetzt gilt es, unsere Städte und Gemeinden fit zu machen für die wachsenden Anforderungen der Zukunft. Dabei spielt Corona indirekt eine Rolle als Beschleuniger für ohnehin notwendige Investitionen in die grüne Infrastruktur." Mit Blick auf die langjährigen Erfolge der über Stadt- und Gemeindegrenzen hinaus reichenden Kooperationen in der Metropolregion Ruhr drängt der Verband auch bei der Anpassung an Klimafolgen auf integrierte Konzepte zur Stadt- und Regionalentwicklung.

Nahezu alle kommunalen Themen hätten Schnittmengen zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Freiräume. Es gehe um konkrete Maßnahmen zur Prävention gegen Schäden durch Extremwetter, die Verhinderung von Gesundheitsproblemen, um die Sicherung von Lebensqualität und das Wohlbefinden der Bevölkerung. „Die Grüne Infrastruktur kennt keine Zuständigkeitsgrenzen," mahnt Leonhards mit Blick auf die immer noch weit verbreiteten Schotterwüsten auf kommunalen und privaten Flächen. „Jeder Quadratmeter zählt, das haben viele Kommunen erkannt und gehen auf eigenen Flächen mit gutem Beispiel voran." Kommunalpolitik und -verwaltung könnten aber auch dazu beitragen, Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren und zu privaten Beiträgen zu motivieren. „Hier liegen große Potenziale für Synergieeffekte, wenn beispielsweise Maßnahmen zur Klimaanpassung auch zu einer Aufwertung von Quartieren, zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität führen und so ganz nebenbei ökologische und soziale Ziele erfüllen."

Gemeinsame Verantwortung

Unabhängig von Einzelergebnissen haben die Kommunalwahlen in NRW gezeigt, dass es bei den großen Themen Klima, Mobilität, Digitalisierung und insbesondere der konkreten Stadtentwicklung vor Ort im Kern partei- und fraktionsübergreifenden Konsens gibt. Darüber hinaus weist die trotz Corona gestiegene Wahlbeteiligung auf landesweit hohes Interesse der Bevölkerung an lokalen Themen. Alle sind nun gefragt, gemeinsam zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln. Dabei stehen den Städten und Gemeinden auch verschiedene Landes- und Bundesförderprogramme zur Verfügung. Neu ist neben der regulären Städtebauförderung als Teil des Konjunkturpakets der Bundesregierung im Zuge der Coronakrise ein Programm des Bundesumweltministeriums (BMU). Das BMU stellt den Kommunen zusätzlich eine Fördersumme von 100 Millionen Euro für Projekte rund um den Klimaschutz zur Verfügung. H. Christian Leonhards: „Besonders begrüßen wir die Tatsache, dass dieses Förderprogramm für finanzschwache Kommunen unter bestimmten Bedingungen eine Vollfinanzierung ihrer Klimaschutzmaßnahmen ermöglicht." 

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