Interview mit Andre Eickhoff

„Mein Ziel ist es, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer wieder Freude an Ihrem Job haben“

Interview mit Andre Eickhoff, ehemaliger Betriebsinhaber mit neuer Zukunftsperspektive

Andre Eickhoff ist Gründer von "Eickhoff Beratung & Coaching". 

Überlastung, Erschöpfung, gefangen im Teufelskreis: Gefühle, denen sich Selbstständige häufig gegenübergestellt sehen und die an die Substanz gehen, wenn sie zum Dauerzustand werden. Im Laufe der Jahre hatte sich auch bei Andre Eickhoff so einiges aufgestaut, weshalb er sich gegen die Weiterführung seines Unternehmens entschied. Dabei ist der Garten- und Landschaftsbau für den 55-jährigen gelernten Baumschulgärtner und Gartenbautechniker aus Korschenbroich eigentlich seine große Leidenschaft, die ihm in die Wiege gelegt wurde: Bereits von klein auf hatte er im elterlichen Betrieb in Dinslaken mitgearbeitet, später dann machte er sich mit seinem eigenen Unternehmen „Eickhoff Gärten mit Stil“ selbständig. Immer an seiner Seite: Ehefrau Julia, die im Betrieb lange Jahre das Marketing verantwortete. Verschiedene Faktoren und eine zunehmende Unzufriedenheit zwangen Andre Eickhoff im Laufe der Zeit jedoch dazu, eine Entscheidung zu treffen – und das Unternehmen zum Wohle seiner Gesundheit aufzugeben. Doch er hat sich zurückgekämpft: Mit der Gründung einer neuen Firma „Eickhoff Beratung und Coaching“ will er gemeinsam mit seiner Frau nun anderen Unternehmerinnen und Unternehmern Hilfe zur Selbsthilfe bieten, die sich in einer ähnlichen Sackgasse befinden. Im Interview erzählt er uns von seiner Entscheidungsfindung und den Beweggründen für das neue berufliche Projekt.

Herr Eickhoff, was hat Sie dazu bewogen, Ihren Betrieb nach 22 Jahren zu schließen?

Eickhoff: Die Entscheidung, das Unternehmen zu schließen, kam nicht leichtfertig – aber sie war notwendig. In den letzten Jahren fühlte ich mich von den Belastungen des Unternehmertums und den damit verbundenen gesundheitlichen Problemen überwältigt. Ich hatte das Gefühl, mich mit meinen Herausforderungen im Kreis zu drehen und keinen Ausweg mehr zu finden. Insbesondere die Fachkräfteproblematik hat bei mir dazu beigetragen, dass sich eine gewisse Unzufriedenheit angestaut hat – sowohl bei mir, aber dadurch natürlich im Umkehrschluss auch bei den Mitarbeitenden. Meine Lösung war, dies mit noch mehr Eigeneinsatz zu kompensieren: Mehr Zeit, mehr Einsatz, mehr Kontrolle. Aber – da bin ich jetzt natürlich hinterher schlauer –, dieses Mehr von allem hat natürlich nichts gebracht, außer noch mehr Stress und Unzufriedenheit. Es war eine klassische Abwärtsspirale. Zum Glück konnte ich noch frühzeitig die Reißleine ziehen, indem ich mir eingestanden habe, dass es Zeit für eine Veränderung war. Die Schließung war ein wichtiger Schritt, der es mir ermöglichte, mich selbst und meine Prioritäten neu zu ordnen und mich wieder mehr um meine Gesundheit zu kümmern – körperlich und mental.

Haben Sie diese Entscheidung allein getroffen?

Eickhoff: Nicht direkt – ein kleiner Schubs von außen war nötig. Zu der Erkenntnis hat mich das Gespräch mit einem persönlichen Coach geführt, der mit mir zusammen meine Situation betrachtet und mich dahin geführt hat, deutlich zu formulieren, was ich wirklich möchte. Durch seine gezielten Fragen bin ich selbst zu dieser Entscheidung gekommen, dass ich die Firma schließen will. Das war ein unglaublich befreiendes Gefühl, endlich Klarheit zu haben und ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Ohne ihn hätte ich das vermutlich nicht geschafft und den Frust weiter in mich hineingefressen.

Wie hat sich dieser Frust bei Ihnen konkret geäußert?

Eickhoff: Ich war nahe dran, in einen Burnout zu geraten. Die ständige Belastung führte nach und nach zu immer häufigeren körperlichen und psychischen Problemen. Ich war irgendwann nicht mehr in der Lage, mich auf andere Dinge in meinem Leben zu konzentrieren, weil ich immer dachte, ich muss jetzt noch mehr im Betrieb leisten. So hatte ich immer wenig Zeit für mich, für meine Familie, für Erholung. Es gab viele Abende, an denen ich nur noch apathisch auf dem Sofa saß und mit niemandem mehr reden wollte. Ich hatte auch die Fähigkeit verloren, in Ruhe und rational über ein Thema nachzudenken – für mich war da eine unüberwindbare Barriere, die mich daran hinderte, Veränderungen anzuschieben. Bildlich gesprochen habe ich mich gefühlt, als hätte mir jemand den Stecker gezogen und meinen Körper auf Notstrom runtergefahren. Hinzu kamen drei Hörstürze sowie Kreislaufprobleme. Da spürt man schon, dass der Dauerstress nicht spurlos an einem vorbeigeht und man auf die Signale seines Körpers hören sollte.

Wie haben Ihre Mitarbeitenden auf die Schließung reagiert?

Eickhoff: Die Reaktionen waren gemischt, was ich auch gut verstehen kann. Einige Mitarbeitende hatten Verständnis, andere hatten Sorge davor, sich im fortgeschrittenen Alter nochmal neu orientieren zu müssen. Es war uns jedoch ein wichtiges Anliegen, alle bestmöglich zu unterstützen und sie in anderen Betrieben unterzubringen. Letztendlich haben alle einen guten Job bei anderen Arbeitgebern erhalten, was mich natürlich auch beruhigt.

Erzählen Sie uns etwas mehr über die Idee zur Gründung Ihrer neuen Firma „Eickhoff Beratung und Coaching“.

Eickhoff: Die Idee hat sich im Zuge des Verkaufs meiner Maschinen und Fahrzeuge an die Berufskolleginnen und -kollegen gefestigt, als ich mit vielen von ihnen zu meiner Situation ins Gespräch kam. Alle konnten den Schritt, den ich gehe, nachvollziehen – denn sie haben die gleichen Probleme geäußert, die ich auch hatte. Zwar nicht so akut, aber schon so weit, dass ein Verständnis gegeben war. Daran habe ich erkannt, wie hoch doch der Bedarf bei handwerklichen Betrieben ist, diese Themen strukturiert anzugehen. Die meisten Unternehmensberatungen beschränken sich ja häufig nur auf die „harten“ Fakten – aber ich glaube, das Problem liegt vielmehr in den „weichen“. Deshalb möchten wir mit der Gründung unserer Beratungsfirma die Unternehmerinnen und Unternehmer sowie ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, wieder Freude und Begeisterung an ihrer Tätigkeit zu finden und eine neue Perspektive zu erhalten. Außerdem helfen wir unseren Kundinnen und Kunden dabei, die eigenen Glaubenssätze zu hinterfragen und den ungesunden, perfektionistischen Eigenanspruch herunterzufahren, sodass wieder Raum für einen ausgeglichenen Alltag herrschen kann. Dabei ist uns eines ganz wichtig: Wir bieten keine fertigen, allgemeingültigen Konzepte an. Vielmehr möchten wir gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden individuelle Lösungsansätze erarbeiten, die sofort umsetzbar sind und zum jeweiligen Unternehmen passen.



„Der Unternehmer als Mensch steht bei uns im Mittelpunkt“

Wie sieht das praktisch aus? Können Sie uns etwas über Ihre Methoden berichten?

Eickhoff: Wir beginnen in der Regel mit einem unverbindlichen Vorgespräch, um die Situation der Kundinnen und Kunden zu verstehen. Anschließend folgen persönliche Treffen, in denen wir intensiv an den identifizierten Problemen arbeiten und das Mindset verändern. Unser Fokus liegt dabei auf dem Zuhören und auf gezielten Fragestellungen, die dabei helfen sollen, die eigenen Ziele und Lösungen zu erkennen. Konkret zeigen wir auf, wie Themen analysiert, priorisiert und delegiert werden können, um wieder mehr Raum für sich selbst zu haben. Gemeinsam optimieren wir im Rahmen der Beratung die Strukturen und Prozesse und begleiten die Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Implementierung. Darüber hinaus geben wir Hilfestellungen, wie sie wieder aktiv mit ihrem Team ins Gespräch kommen und sie sich gegenseitig unterstützen können. Kurzum: Wir möchten unsere Kundinnen und Kunden dazu befähigen, ihr volles Potenzial zu entfalten und eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Leben zu finden. Die Lösung schlummert ja oft schon in uns drin – wir versuchen, sie hervorzulocken. Hier ergänzen meine Frau und ich uns sehr gut: Sie hat eine Ausbildung zum Systemischen Coach absolviert, ich übernehme die Beratung und habe das Branchenwissen. So können wir eine gute Kombination aus beidem anbieten.

Was raten Sie anderen Unternehmerinnen und Unternehmern, die aktuell vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie Sie zuvor?

Eickhoff: Ich kann nur jeden ermutigen, auf die innere Stimme zu hören und sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Es ist wichtig, sich selbst und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen und sich nicht zu scheuen, Unterstützung anzunehmen. Wir leben zum Glück mittlerweile in einer Zeit, in der psychische Belastungen und Erkrankungen enttabuisiert werden – wir sollten also alle lernen, offen darüber sprechen zu können. Nur so kann einem geholfen werden. Die ersten Anzeichen, die jedem ein Warnsignal sein sollten, sind zum Beispiel das Gefühl, dass schon die alltäglichsten Dinge nicht mehr bewältigt werden können und wenn ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Entspannung entsteht. Gerade in kleineren Betrieben, bei denen die Arbeit auf nur wenige Schultern verteilt ist, kann dies schnell passieren. All jenen sei gesagt: Ihr müsst das nicht allein bewältigen.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne für "Eickhoff Beratung und Coaching" aus?

Eickhoff: Der Plan ist, zunächst mit einer Beratung speziell für den Garten- und Landschaftsbau zu starten, denn da sind wir mit unserem Hintergrund natürlich am nächsten dran. Andere Handwerksbetriebe sind aus unserer Sicht aber ähnlich strukturiert, haben vergleichbare Abläufe und Herausforderungen. Aus diesem Grund sehe ich da für die Zukunft auch Potenzial, unser Angebot auf andere Branchen auszuweiten – immer mit dem Ziel, einen positiven Beitrag zur Gesundheit und Zufriedenheit von Unternehmerinnen und Unternehmern zu leisten, damit sie langfristig erfolgreich sein können.


Ihr Kontakt zu André Eickhoff: 

Andre Eickhoff
Beratung und Coaching
Curt-Beckmann-Strasse 18
40474 Düsseldorf
Mobil: 0175 - 590 8600
mail@eickhoff-beratung.com
www.eickhoff-beratung.com