Und der Personalmangel beschränkt sich ja nicht nur auf die Betriebe…
Mennigmann: Ganz genau, das zweite Sorgenkind sind die Berufs- und Fachschulen. Leider ist es in NRW so, dass es hier keine einzige Hochschule gibt, an der Lehramt für den Garten- und Landschaftsbau studiert werden kann. Dafür müssen Interessierte in andere Bundesländer ausweichen. Auch diese Personalproblematik haben wir als Verband auf dem Schirm und stehen im engen Austausch mit der Fachschule Essen, um Lösungsansätze zu entwickeln.
Um gleich im Bereich der Lehre zu bleiben: Das Thema Hochschulen ist mir auch ein wichtiges Anliegen. Höxter und Osnabrück sind großartige Studienstandorte, das steht völlig außer Frage. In einem so großen, bevölkerungsreichen Land wie NRW muss es aber doch möglich sein, dass Studienwillige an einem zentralen Ort lernen können, ohne hunderte von Kilometern entfernt von ihrem Zuhause fahren zu müssen. Mein dringender Appell an die Landespolitik ist, die universitäre Infrastruktur in NRW dahingehend zu verbessern, damit wir die dringend benötigten jungen Menschen nicht verlieren, die Interesse an einem Studium in unserem Berufsfeld haben. Und nicht nur wir Unternehmen, auch die öffentliche Hand benötigt dringend Fach- und Führungskräfte aus der grünen Branche zur Bewältigung des Klimawandels. Der Bedarf ist also da.
Und wie steht es um den Nachwuchs?
Mennigmann: Im Bereich Ausbildung sind wir aus meiner Sicht sehr gut unterwegs. Der Verband betreibt bereits seit Jahrzehnten kontinuierlich Nachwuchswerbung und das zahlt sich aus. Das sehen wir auch bei den erfreulich steigenden Ausbildungszahlen in NRW. Wo wir als Betriebe jedoch stets den Blick drauf richten sollten: Bin ich als Unternehmen attraktiv für die jungen Leute? Die heutigen Jugendlichen sind unserer Branche gegenüber aufgeschlossen, da ihnen das Thema Klimawandel sehr am Herzen liegt. Wir Betriebe müssen die jungen Menschen jedoch dort abholen, wo diese sich bewegen – das startet in den sozialen Medien, geht über einen modernen Webauftritt bis hin zu einem unkomplizierten Bewerbungsprozess.
Mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse in Europa: Seit dem 24. Februar herrscht Krieg. Wie schätzen Sie die Zukunft unserer Branche unter diesen Umständen ein, was kommt da noch auf uns zu?
Mennigmann: Vor dem Krieg hätte ich ganz klar gesagt: Nachhaltigkeit. Das ist in unserer Gesellschaft ein riesiges Thema. Das fängt in den eigenen vier Wänden bei Plastikreduktion und fairer Mode an und geht bis zu den großen Konzernen, die ihren CO2-Footprint reduzieren. Die Menschen legen einen gesteigerten Wert darauf, ob etwas nachhaltig produziert wurde – das merkt man gerade bei der jüngeren Generation, hier hat das Thema hohe Priorität. Seit dem 24. Februar ist jedoch alles anders und wir betrachten Nachhaltigkeit aus einem ganz anderen Blickwinkel: Wie können wir es schaffen, die deutsche Wirtschaft mit eingeschränktem globalen Handel aufrechtzuerhalten? Nicht angewiesen zu sein auf kleinste Ersatzteile aus einem sanktionierten Land? Ich glaube, da geht es wieder back to the roots, dass ein Teil der Produktion wieder zu uns nach Deutschland zurückkommt – gesamtwirtschaftlich gesehen.