Schritt für Schritt: So entsteht ein Grün-Solardach
Schritt 1: Dichtigkeit. Zunächst überprüfen die Landschaftsgärtner mit Hilfe des Elektrohochvoltverfahrens die Dichtigkeit des Daches.
Schritt 2: Vlies und Drainage. Dann erfolgt der Aufbau mit einem dicken Schutzvlies und Drainageelementen, auf denen ein Filtervlies aufgebracht wird, damit das Substrat später nicht in die Drainage gelangen kann. Am Dach- bzw. Gebäuderand wird ein Brandschutzstreifen, zum Beispiel aus Kies, erstellt, der mit einer Leiste vom Substrat getrennt wird. Zudem wird ein Ablauf auf dem Dach erstellt, der mit einem Verdeck geschützt wird.
Schritt 3: Aufständerung. Danach kann die Aufständerung montiert werden. Um die Windstabilität zu gewährleisten, werden die Aufnahmeleisten für die Solarmodule feinsäuberlich verstrebt.
Schritt 4: Substrat. Abschließend wird das Substrat aufs Dach aufgebracht. Es wird durch einen Schlauch aufs Dach gepumpt und manuell verteilt. Auch der Kies für die Dachränder wird mit einem Schlauch nach oben befördert. Das Substrat wird aufgeraut und so für die Begrünung vorbereitet.
Schritt 5: Pflanzen. Grundsätzlich gibt es mehrere Verfahren für die Begrünung: von der Nassansaat bis zu vorgefertigten Matten, die das Dach sofort grün machen. Für den 60er-Jahre-Bungalow Bocholt hat sich Jannis Schmeing für die Aussaat von Sedumsprossen entschieden, die das Dach ebenfalls schnell begrünen.
In manchen Fällen, gerade bei Bestandsbauten, kann aus statischen Gründen nicht das komplette Dach begrünt werden. Auch beim Bocholter Bungalow war dies der Fall. Eine Teilfläche wird dann mit Kies befüllt. Im trockenen Zustand mag der Kies schwerer sein als das Substrat. Bei Regen jedoch saugt sich das Substrat voll und kann dann ein Vielfaches seines eigentlichen Gewichts erreichen.
Grandiflora hat zu diesem Projekt auch ein spannendes Video erstellt, in dem Jannis Schmeing die einzelnen Schritte der Dachbegrünung während der Bauphase erläutert. Interessierte finden es hier.
Lösung mit System
Ganz wichtig ist eine Systemlösung für Begrünung und Aufständerung. Der Landschaftsgärtner liefert beides aus einer Hand, in Absprache mit dem Unternehmen, das abschließend die eigentliche Photovoltaikanlage, bestehend aus Modulen und weiterer Technik, installiert. „Bei einem Gründach ist die Aufständerung eine andere als bei einem herkömmlichen Dach“, so Schmeing. Zum einen sollte der Abstand zwischen Dachbegrünung und Modul größer sein (mindestens 25 Zentimeter statt bei herkömmlichen Aufständerungen fünf bis 15 Zentimeter), damit die Bepflanzung die Module nicht verschattet. Zum anderen muss der Platz zwischen den Reihen etwas größer sein, damit die Pflege des Gründachs leichter fällt und ausreichend Licht und Wasser zur Begrünung durchdringen. Durch diese Anforderung lassen sich auf einem Gründach nicht so viele Modulreihen unterbringen wie auf einem nicht-begrünten Dach. Die höhere Ausbeute der Module und bessere Verwertbarkeit des nun gleichmäßiger erzeugten Stroms gleicht dies jedoch in der Regel aus. In den meisten Fällen wird bei Privathaushalten ohnehin genügend Strom für den Eigenbedarf produziert, sodass es selten auf die dann möglicherweise fehlenden zwei bis drei Module ankommt. Die meisten Dachflächen sind für den erhöhten Platzbedarf groß genug, sodass der Strom-Eigenbedarf problemlos gedeckt werden kann.
Die Aufständerung wird direkt mit der Dachbegrünung auf dem Dach installiert. Dazu gibt es verschiedene Systeme. So kann die Aufständerung beispielsweise auf mit Filtervlies abgedeckten Dränage-Elementen oder mittels Bodenplatten und Bügel mit zugehörigen Modulschnellmontageschienen und Modulklemmen platziert und ausgerichtet werden. Der Landschaftsgärtner wählt das geeignete System aus. Dachdurchdringungen sind in diesen Fällen überflüssig, das der Begrünungsaufbau gleichzeitig als notwendige Auflast zur Windsogsicherung der Solaranlage dient.
Die Kosten für eine Dachbegrünung vom Profi inklusive der Aufständerung für die Solaranlage liegen bei einer 100-Quadratmeter-Dachfläche „über den dicken Daumen“ bei 120 bis 150 Euro pro Quadratmeter. Entscheidend sind die Rahmendingungen vor Ort. Hinzu kommen die Kosten für die Photovoltaikanlage selbst und deren Installation. Jannis Schmeing: „Die Nachfrage nach Solaranlagen steigt, die Technik wird derzeit immer besser und langfristig betrachtet, im Verhältnis zur Leistung, auch immer günstiger!“
Gründach- und Solardach-Potenzial checken
Sie wollen sich einen ersten Eindruck verschaffen, ob Ihr Hausdach für ein Gründach oder als Solardach geeignet ist? Im Gründachkataster NRW und im Solarkataster NRW können Sie Ihre Adresse eingeben und erhalten weitere Informationen zu Eignung, Kosten etc.