Im doppelten Wortsinn ein „cooler“ Schulhof

„Kreativ miteinander lernen“, das ist für die Grundschule Elkenbrederweg in Bad Salzuflen kein Lippenbekenntnis: Schule ist hier nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort. Beides lässt sich auch auf dem neu gestalteten, grünen Außengelände der Schule miteinander verbinden: Guido Uphoff, Inhaber des GaLaBau-Fachbetriebs Uphoff Gartengestaltung, hat dort im Auftrag der Stadt Bad Salzuflen eine 300 Quadratmeter große Parkplatzfläche entsiegelt und neu gestaltet. In dem „grünen Klassenzimmer“ können die Schülerinnen und Schüler nun lernen, spielen und sich erholen, denn: „Untersuchungen zeigten, dass sich Asphalt unter direkter Sonneneinstrahlung schon bei einer Lufttemperatur von 20 Grad Celsius auf bis zu 35 Grad aufheizt. Rasenflächen dagegen liegen dann immer noch bei nur 17,8 Grad“, verweist Guido Uphoff auf die Notwendigkeit der Entsiegelung von asphaltierten und gepflasterten Flächen. „Mit dem rundum gelungenen Projekt hat die Stadt Bad Salzuflen so nicht nur die Qualität des Schulhofes als Spiel- und Freizeitraum wesentlich erhöht, sondern zugleich ein wichtiges Zeichen zur Stärkung der Klimaresilienz gesetzt: Grüne Schulhöfe sind einfach coole Schulhöfe!“

Städte und Gemeinden gehen voran

Dass der Großteil der Schulhöfe in Deutschland heute (noch immer) eine Asphalt- oder Pflasterwüste ist, kommt nicht von ungefähr: Noch bis 1981 galt hier zu Lande eine DIN-Norm, wonach die Flächen „staubfrei“ und „schnelltrocknend“ hergestellt werden mussten. Die DIN-Norm ist zwar längst passé, doch erst in Zeiten des Klimawandels hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Schulhöfe in vielerlei Hinsicht lebendige Aufenthaltsorte sein können. In Nordrhein-Westfalen gehen inzwischen immer mehr Städte und Gemeinden mit gutem Beispiel voran – unterstützt durch die Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner in NRW.


„Maßnahmen zur Klimaanpassung brauchen wir nicht nur in den Städten, sondern auch im ländlichen Raum: Jeder Quadratmeter Fläche, der entsiegelt wird, zählt.“
Guido Uphoff


Die Fläche wird entsiegelt,...
...neuer Boden wird aufgetragen und die Fläche zum Teil neu modelliert.

Für das Projekt in Bad Salzuflen baute das Team des GaLaBau-Fachbetriebs zunächst das bestehende Pflaster und die Schotterflächen zurück. Auf einem Teilbereich der Fläche entstand ein Spielhügel mit einem vorgelagerten dreistöckigen Amphitheater aus großen Natursteinquadern. Das Amphitheater ist Lernort und Spielplatz zugleich. Auf den Quadern können die Kinder bequem Platz nehmen, den Lehrern dient ein uriger, alter Baumstamm als Pult.

Die Steinquader werden abgeladen...
...und gesetzt.

Damit sich die Kinder beim Klettern im Amphitheater nicht verletzen oder in Hohlräumen hängenbleiben, wurden die Quader in Beton gesetzt und die Fugen geschlossen. Guido Uphoff: „Ein Aufbau der Mauer mit Schotter würde der Nachhaltigkeit sicher besser Rechnung tragen, aber hier gehen Sicherheit und Stabilität eindeutig vor."

Das Team von Guido Uphoff errichtete auch neue Spielgeräte.

Unweit des Amphitheaters wurde ein kleiner Steinkreis erreicht, den die Kinder inzwischen ebenfalls als Spielplatz in Beschlag genommen haben. In der Mitte der Fläche ließe sich aber auch ein größerer Baum pflanzen. Bei der Herstellung des Kreises durch die Landschaftsgärtner war eine Gruppe Schulkinder vor Ort, die ihre Handabdrücke und Namen im Beton verewigen konnten – das stärkte einmal mehr die Verbundenheit der Schule mit dem Projekt. Hackschnitzel an Amphitheater und Steinkreis dienen als Fallschutz.

Für den Wegebau verwendete das GaLaBau-Team den ausgebauten Schotter wieder. Auf der gesamten Fläche wurde Rasen eingesät, zum Teil wurden auch Wildblumenwiesen angelegt. Die vorhandene Bepflanzung wurde ergänzt: Unter den Bäumen finden sich nun auch verschiedene Wildsträucher, die für Schatten sorgen und zum Versteckspiel einladen.

Mit der Entsiegelung der Fläche wird nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas geleistet. Die natürlichere Gestaltung dient auch der Artenvielfalt: Insekten und andere Tiere finden hier wieder Platz. Besonders wichtig ist Landschaftsgärtner Guido Uphoff auch die Perspektive Mensch: „Städte und Gemeinden – und damit auch Schulhöfe – sind Lebensräume. Grüne Lebensräume haben viele positive Auswirkungen auf die Menschen. Wenn wir solche Räume für die Menschen schaffen, dann stärkt das die Gemeinschaft und damit die Gesellschaft.“

Schulhof-Projekte werden vielfach gefördert

Die Entsiegelung von Schulhöfen ist inzwischen auch Gegenstand der öffentlichen Förderung: Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Klimafolgenanpassung aktuell mit dem Förderaufruf „Klimaanpassung.Kommunen.NRW.“. Zur Umsetzung der Maßnahmen, zu denen auch die Entsiegelung von Schulhöfen gehören können, stellen Land und EU rund 37 Millionen Euro zur Verfügung. Der Aufruf knüpft an drei erfolgreich durchgeführte Förderprogramme des Landes im Bereich der Klimafolgenanpassung an, darunter auch das Landes-Sonderprogramm „Klimaresilienz in Kommunen“ mit dem Baustein „Klimaresiliente Schulen und Kitas“, in dem speziell investive Maßnahmen für Schulen und Kitas zur (Teil-)Entsiegelung und Begrünung der Höfe und des Außengeländes gefördert wurden. Gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe DHU wurde dabei das Projekt „Coole Schulhöfe für Nordrhein-Westfalen“ umgesetzt. Insgesamt erhielten zehn Schulen in ganz NRW Mittel aus diesem Fördertopf. Die erste Einreichungsrunde für den aktuellen Förderaufruf „Klimaanpassung.Kommunen.NRW.“ endete im Februar dieses Jahres, die zweite läuft noch bis zum 31. Juli 2024. Je nach Mittelabruf können weitere Einreichfenster folgen.

Das Bewusstsein für die Bedeutung grüner Schulhöfe wächst im Übrigen auch bei Stiftungen, Organisationen und Unternehmen: In Düsseldorf beispielsweise hat die Bürgerstiftung Düsseldorf bereits vor einigen Jahren das Projekt „Lebendige Schulhöfe“ zur Entsiegelung von Schulhöfen im Düsseldorfer Stadtgebiet ins Leben gerufen. Gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf und der Deutschen Postcode Lotterie wurde die erste Entsiegelung im September 2021 fertiggestellt und gab den Startschuss für viele weitere Projekte über alle Teile der Stadt und alle Schulformen hinweg. Auf den neuen Schulhöfen lernen die Schülerinnen und Schüler unter anderem den Umgang mit Nutzpflanzen, leisten etwa durch das Aufstellen von Wildbienenwänden einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Stadt und werden zu Bewegung angeregt.

Von Blühstreifen bis PikoPark

Auch Landschaftsgärtner Guido Uphoff gehen die Ideen für neue „coole“ Schulhöfe nicht aus: „Ein Anfang ist schon gemacht, wenn der Asphalt und Pflasterflächen zugunsten wassergebundener Wegedecken abgetragen werden. Der Pflegeaufwand mag höher sein, der Wert für die Umwelt ist es aber auch. Wassergebundene Wegedecken sind wasserdurchlässig und sorgen dafür, dass das Wasser dort versickert, wo es herkommt. Angesichts der steigenden Starkregenereignisse, die die Kanalisation mehr und mehr an ihre Grenzen bringen, wird das immer wichtiger.“

Blumenwiesen und Blühstreifen sind für den Landschaftsgärtner ein weiteres wichtiges Element zur Gestaltung von ehemals tristen Schulgeländen, da sie zum Verweilen einladen: „Natürlich muss man solche Flächen dort, wo Kinder spielen, ein wenig abtrennen, damit sie nicht zertrampelt werden. Aber so entwickeln Kinder auch Respekt vor der Natur.“ Das gilt natürlich insbesondere, wenn Schulgärten angelegt werden, in denen die Kinder Obst und Gemüse ziehen und ernten können.

Letztlich bieten sich Schulhöfe auch als Flächen für sogenannte PikoParks an, ein neuer Grünflächentyp, der derzeit vor allem in urbanen Bereichen von sich reden macht. Dabei handelt es sich um kleine, naturnahe Parks auf begrenztem Raum. Guido Uphoff: „Solche PikoParks brauchen nur rund 300 Quadratmeter Fläche – Flächen, wie sie an und rund um Schulen durchaus zur Verfügung stehen. So können Schulhöfe sogar einen Beitrag für eine grüne Infrastruktur werden, ein Netzwerk natürlicher und naturnaher Flächen.“