Wolfgang Große Jäger, Mitglied der Geschäftsleitung bei Benning, hat die Maßnahme begleitet – drei Fragen an den Renaturierungsexperten:
Die Renaturierung von Gewässern gehört heute zum Leistungsspektrum von Garten- und Landschaftsbaubetrieben dazu. Warum hat die Renaturierung heute so einen hohen Stellenwert?
Große Jäger: Mit der Renaturierung von Gewässern verbinden wir nicht nur die ökologische Aufwertung von Flächen und die Wiederherstellung von Ökosystemen, sondern vor allem auch den Schutz vor Hochwasser bzw. Starkregen in den Städten. Für die Stadt Münster als Bauherrin spielte der Hochwasserschutz bei der Maßnahme eine wichtige Rolle.
Welche besonderen Herausforderungen gab es?
Große Jäger: Grundsätzlich war die Maßnahme technisch sehr anspruchsvoll und erforderte den Einsatz von schwerem Gerät, das wir im eigenen Fuhrpark vorhalten, darunter drei 24-Tonnen-Bagger und ein Bagger mit 18-Meter-Ausleger. Zunächst haben wir den bestehenden Kanal verlegt, danach mit der Renaturierung begonnen. Diese musste „unter Welle“ durchgeführt werden, denn auch während unserer Arbeiten floss die Aa natürlich weiter. Da ist dann viel Sachverstand und Geschick bei der Absicherung gefragt.
Die Garten- und Landschaftsbauer müssen sich bei den Arbeiten natürlich an die Planungen halten. Gibt es dennoch Gestaltungsmöglichkeiten?
Große Jäger: Bei einer solchen Maßnahme kann man nicht alles planen: Vieles hängt von der Situation vor Ort ab. Manchmal sind die Bodenverhältnisse anders als gedacht, dann müssen wir als Landschaftsgärtner Entscheidungen treffen. Das gilt zum Beispiel auch für die Frage, wie viele Biegungen ein Flusslauf im Endeffekt braucht: Da müssen wir in der Umsetzung die Freiheit haben, Anpassungen vorzunehmen, wenn es der Sache dient. Man muss vor Ort schauen, dass es einerseits funktioniert und andererseits gut aussieht. Bei der Aa haben wir Eichenstämme als Schwellen so eingebracht, dass sich dann auch wirklich Becken bilden. Das kann man am Reißbrett nicht exakt planen. Das Wichtigste für mich ist, dass das Ergebnis so aussieht, als wäre der Fluss dort schon immer so gewesen – also nicht neu, sondern organisch und natürlich.
Was macht für Sie heute den Reiz des Projekts aus?
Große Jäger: Dass die Menschen an dieser Stelle jetzt wirklich ganz nah ans Wasser herangehen können. Die Fläche wird von der Bevölkerung auch sehr gut angenommen. Die ökologische Verbesserung ist offensichtlich. Aber auch als Hochwasserpuffer bei Starkregenereignissen hat sich die Fläche inzwischen bewährt.