Globale Krise regional angehen: Klimaanpassung vor Ort!
Jüngere Statistiken zählen im Zeitraum von 1993 bis 2022 für Deutschland 74 Extremwetterereignisse mit mehr als 18.000 Todesfällen und inflationsbereinigt einen Schaden von knapp 127 Milliarden Dollar. Mehr als 570.000 Menschen waren in diesen rund 30 Jahren direkt von Folgen der Wetterextreme betroffen, weil sie entweder aufgrund von Überschwemmungen und Stürmen ihr Eigentum verloren haben, oder indirekt durch Gesundheitsschäden.

Josef Mennigmann, Präsident des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V. (VGL NRW) macht deutlich: „Klimaanpassung und Klimaschutz müssen auf der Agenda der Politik wieder nach oben. Die grün-blaue Infrastruktur ist ein Schlüsselelement zur Bewältigung des Klimawandels, zur Verbesserung der städtischen Umwelt und zur Steigerung der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger." Statt Schäden wie beispielsweise nach den verheerenden Flutereignissen an der Ahr 2021 zu riskieren, seien vorbeugende Maßnahmen und ein funktionierendes Wassermanagement das Gebot der Zeit.
NRW ist Vorreiter
Tatsächlich passiert schon viel im größten und bevölkerungsreichsten Bundesland: Das Land Nordrhein-Westfalen und die Wasserverbände planen im Zeitraum 2021 bis 2031 Investitionen von rund 250 Millionen Euro für den Ausbau grüner und blauer Infrastruktur allein im Ruhrgebiet. Außerdem fördert die Landesregierung Projekte wie "Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft" und "Offensive Grüne Infrastruktur 2030" mit über 145 Millionen Euro. Viele Städte und Gemeinden haben Programme zur Förderung von Dach- und Fassadenbegrünung oder zur Entsiegelung von Einfahrten und Hofflächen aufgelegt. „Wir begrüßen all diese Engagements außerordentlich und sind bei der Umsetzung mit der Expertise unserer Fachbetriebe aktiv beteiligt", so Mennigmann. „Nur gemeinsam mit Politik und Verwaltung kann es gelingen, unsere Städte und Gemeinden für die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen und wasserbedingte Risiken wie Überschwemmungen, aber auch Dürren zu minimieren."
Das Schwammstadt-Konzept
Noch vor wenigen Jahren war es übliche Praxis, Niederschläge möglichst schnell über Entwässerungssysteme abzuleiten, heute dagegen gilt es, naturnahe Kreisläufe zu schaffen oder Speicher zu bauen, um das Regenwasser vor Ort versickern zu lassen und zu nutzen. In Fachkreisen nennt man das Konzept „Schwammstadt" und versteht darunter ein System zur Bewirtschaftung und Erhaltung von Wasserressourcen. So verstandenes nachhaltiges Wassermanagement kombiniert Schutz vor Schäden durch Hochwasser und Überflutung mit einer zuverlässigen und kostengünstigen Versorgung in Trockenzeiten.
Klimaresilienz schafft Mehrwert!
Die Einbeziehung der Folgen des Klimawandels in die Städteplanung stellt die Kommunen und Kreise vor neue Aufgaben. Dabei geht es längst nicht nur um Schadensvermeidung, sondern auch um Aspekte von Gesundheit und Wohlbefinden der Bürgerschaft, um Schutz und Ausbau von ökologisch relevanten Lebensräumen und den Erhalt der Artenvielfalt. Josef Mennigmann: „Hier sind Politik und Verwaltung gefragt, aber auch die lokale Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger selbst. Dach- und Fassadenbegrünung sollte heute in Gewerbegebieten und auch im Wohnungsbau Standard sein, die Entsiegelung von Wegen und Plätzen sowie die Sicherung von Freiflächen sind dringend gebotene Maßnahmen, die direkt positiven Einfluss auf das Mikroklima und die Lebensqualität haben." Auf europäischer Ebene werden „nature-based solutions" empfohlen, weil sie ökologische, soziale, technische und wirtschaftliche Faktoren optimal kombinieren und mit vergleichsweise geringem Aufwand vielfachen Nutzen bieten. Eine große Herausforderung liegt in der Anpassung der Pflanzungen an die klimatischen Verhältnisse: Längere Hitze- und Trockenperioden, neue Krankheiten und Schädlinge, die Flächenkonkurrenz im öffentlichen Raum bei gleichzeitig höheren Nutzungserwartungen der Bürgerinnen und Bürger verändern das Aussehen und die Gestaltung des öffentlichen Freiraums. Josef Mennigmann: „Jeder Quadratmeter zählt, wenn es darum geht, unsere Städte und Dörfer auf die Veränderungen infolge des Klimawandels anzupassen!"
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